Dienstag, 5. November 2013

Was macht uns Nordlichter so glücklich?

Jetzt haben wir es schwarz auf weiß: Geld allein macht nicht glücklich. Aus dem heute vogestellten  Glücksatlas, in Auftrag gegeben und finanziert von der Deutschen Post (warum auch immer), geht ganz klar hervor: Die Menschen in den reichen Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg sind mitnichten glücklicher als wir ärmeren Nordlichter. Ganz im Gegenteil: Die glücklichsten Menschen der Republik leben an der Küste, in Schleswig-Holstein. Das Ergebnis der Studie deckt sich mit dem Ergebnis der in der vergangenen vorgestellten Erhebung zum Thema Stress. Derzufolge leiden in Baden-Württemberg besonders viele Menschen (über 60 %) unter Stress.
Für Prof. Bernd Raffelhüschen von der Uni Freiburg, der das Projekt Glücksatlas wissenschaftlich betreut hat, ist die hohe Lebenszufriedenheit der Menschen im Norden "eigentlich unerklärlich."
Wenn uns die Wissenschaftler keine Erklärung liefern können, müssen wir wohl selbst eine suchen. Ich fange mal damit an: Vielleicht liegt es einfach daran, dass der Norden dünner besiedelt ist als der Süden. Da die Menschen nicht so dicht aufeinander hocken und mehr Platz um sich herum haben, sind sie vielleicht relaxter. Dieser Erklärungsversuch erscheint durchaus plausibel, zumal im europäischen Vergleich die glücklichsten Menschen in Dänemark und Schweden leben, beides Länder, die dünner besiedelt sind. Doch auf dem dritten Platz folgen die Niederlande, und die sind ziemlich dicht besiedelt. Also kann es doch nicht (oder nicht nur) an der Zahl der Menschen liegen, die sich gegenseitig stressen und sich das Leben schwer machen.
Auch das Wetter trifft ausnahmsweise einmal keine Schuld. Im Norden ist es gefühlt kühler, regnerischer und stürmischer als im Süden, und trotzdem sind die Menschen hier glücklicher.
Aber wie kommt es dann zu diesem Nord-Süd-Gefälle bei der Lebenszufriedenheit?
Ha, ich hab's! Es ist das Meer in Kombination mit den nicht vorhandenen Bergen, die glücklicher machen. Dänemark, Schweden, die Niederlande und Schleswig-Holstein – all diese Länder liegen am Meer. Hamburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern haben auch Zugang zum offenen Wasser, aber nicht so viel wie Schleswig-Holstein. Dennoch hat es gereicht, dass auch diese Länder im Glücksatlas auf den vorderen Plätzen landeten.
Berge sind natürlich schön, aber sie engen vielleicht auch ein. Nur wer oben auf dem Gipfel steht, hat freien Blick bis zum Horizont. Wer sich hingegen die meiste Zeit in den Niederungen aufhält oder gar in einem engen Tal lebt, und das dürfte für die meisten Menschen im Süden gelten, hat verständlicherweise nicht dieses typisch nordische Gefühl von Freiheit und Weite.
Ich persönlich lebe gern in Norddeutschland, und obwohl ich die Lüneburger Heide liebe, würde ich, ehrlich gesagt, gerne noch ein bisschen weiter nördlich, näher am Meer leben. Das wäre auch praktisch, weil ich es dann nicht so weit nach Schweden hätte.
Auf keinen Fall möchte ich den hohen Himmel missen, der gar nicht unbedingt immer blau sein muss, sondern gerne oft auch als Leinwand für allerlei Naturschauspiele mit dicken Wolken in den Hauptrollen dienen darf. Alle, die dieses Blog regelmäßig lesen, wissen, was ich meine.
Die dort unten in Bayern haben den lauwarmen Föhn,  aber wir hier im Norden haben richtigen Wind und, je näher wir an die Küste kommen, oft auch einen ordentlichen Sturm, und der bläst uns den Kopf frei, vertreibt Trübsal und Sorgen und macht uns glücklich (ohne dass wir es merken).

Mich machen solche Bilder wie dieses, das ich am Sonntag bei uns im Moor aufgenommen habe, durchaus glücklich. Und
wahrscheinlich geht es vielen Menschen hier bei uns in Norddeutschland ebenso.

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