Dienstag, 25. April 2017

Hin- und hergerissen

Einer der Falken, die unter dem Dach der Scheune im Hintergrund nisten, hat Beute gemacht.
Wenn ich so etwas beobachte wie heute, bin ich immer hin- und hergerissen zwischen Faszination und Ekel: Einer der beiden Falken, die – wie in jedem Frühjahr - ihr Nest unterm Dach von Nachbars Scheune bezogen haben, sitzt auf dem Schuppendach nebenan und zerrupft seine Beute – einen kleinen Vogel. Ja, so grausam geht es zu in der Natur, und Raubtiere müssen nun einmal Beute machen, um zu überleben und ihren frisch geschlüpften Nachwuchs vor dem Hungertod zu bewahren.
Trotzdem tut es mir leid, wenn die Singvögel, die wir mit unserem ganzjährig bestückten Futterhaus in unseren Garten locken, den Falken zum Opfer fallen. Sollen wir das Füttern vielleicht lieber lassen, damit die Singvögel wegbleiben? Nein, dann würden nicht nur viele Singvögel verhungern, sondern auch die Falken hätten weniger zu fressen. Wir werden also den Singvögeln weiterhin Futter anbieten und hoffen, dass die Singvogel-Population dadurch so groß und stark wird, dass sie einige Verluste durch die Falken verkraften können.
Wir Menschen richten ja sowieso mehr Schaden an als alle Raubtiere zusammen. Raubtiere jagen und töten, um zu überleben, und sie machen nicht mehr Beute, als sie zum Überleben benötigen. Das war einst auch bei den Menschen so üblich. Doch heutzutage werden Tiere aus Habgier getötet. Das fängt beim Wettangeln an und endet in den Tierfabriken, die der industriellen Fleischproduktion dienen. So gesehen ist der (Fleisch fressende) Mensch das schlimmste aller Raubtiere und sollte sich deshalb kein Urteil über das Jagdverhalten der Falken erlauben. Und auch ich werde mich, obwohl ich Veganerin bin, zurückhalten und mich aufs Beobachten und Fotografieren dieser Greifvögel beschränken.

Eine blutige Angelegenheit, aber im Gegensatz zu uns Menschen hat der Greifvogel keine Wahl bei der Zusammenstellung seines Speiseplans.

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